corona wedding diaries – Eine Branche trägt schwarz

Foto oben BEN KRUSE

Hochzeiten und Corona – Es fing ganz harmlos an…

Als das erste Pärchen den Termin zum gemütlichen Vorgespräch wegen Quarantäne in der Familie cancelte (die Tochter war kurz vorher mit ihrer Klasse in Tirol, Ski-Fahren…), sagte ich noch aufmunternd „Ach komm, das holen wir bald nach und sehen uns in Kürze fröhlich wieder!“. Zwei Tage später flatterte die erste konkrete Absage für eine Hochzeit im Mai herein. Nicht etwa, weil das Paar besorgt war und von sich aus stornierte. Die Location hatte mitgeteilt, dass das Haus bis mindestens Ende Mai geschlossen bliebe…

Spätestens jetzt wurde klar, die frisch angeschubsten Maßnahmen zum Eindämmen von COVID-19 trugen noch kleine, aber ganz schön bittere Früchte. Was folgte und natürlich noch anhält, bekommen die heftig zu spüren, die privat oder beruflich im Thema „Hochzeit“ stecken. Brautpaare sagen nicht nur ihre Feste ab, weil ihnen das Feiern gerade nicht gestattet ist, sondern  auch, weil sie ihren großen Tag so feiern wollen, wie sie es sich vorgestellt haben. Sie wollen ihre Liebsten, die zur Risikogruppe gehören, nicht unnötig gefährden. Wenn es dazu in den Sternen steht, ob die anreisenden Freunde und die Familie unter diesen Umständen dabei sein können (oder auch wollen), wird zwischenzeitlich weit vor dem eigentlichen Hochzeitstag nach einem Ausweichtermin gesucht und vorsorglich verlegt.

Eine Hochzeits-Saison löst sich in Luft auf…

Ich verstehe sehr gut, wie viele Paare fühlen. Auch bei meinen Verliebten beobachte ich, wie die Vorfreude nach und nach versiegt, wie groß die Ratlosigkeit ist. Gerade so ein besonderer Tag lebt ja von der Nähe zueinander. Wie soll man sich eine Trauung vorstellen, zu der die Gäste einen „Sicherheitsabstand“ zueinander einhalten, man nach dem rührenden „Ja“ seine Lieben nicht bedenkenlos in den Arm nehmen darf und im Saal für das Fest die Tische in Gruppen für die jeweiligen Haushalte aufgestellt werden? Wie wird es für mich sein, einen Abstand zum Brautpaar und der ganzen Gesellschaft einhalten zu müssen? Bin ich ja immer die Erste, die es genießt, die Zwei vor dem Auszug ordentlich zu herzen. Ja, das ist alles ganz schön schlimm. Darum unterstütze ich meine Brautpaare natürlich auch gern aus ganzer Kraft, wenn sie all ihre Träume vertagen wollen. Aber – was passierte nun?

Hochzeit feiern auf Distanz?

Die Brautpaare des Jahres 2020, ohnehin ein absolut wahnsinniges Hochzeitsjahr, prallen unweigerlich auf die taufrischen Kunden 2021. 20er-Pärchen, die sich grundsätzlich nicht in Herbst /Winter  ´20 einnisten wollen, sind längst im Gespräch mit ihrer Location, um in 2021 den perfekten Ausweichtermin zu finden. Und leider, leider beobachte ich, dass auch meine Paare in dem Zuge zum großen Teil Samstage im Sommer ´21 wählen. Warum „leider“? Es ist ja Euer Recht?! Ja, natürlich!

Warum Ausweichtermine im Sommer 2021 richtig weh tun

Bitte denkt darüber nach, wie schwierig Ihr es damit den Dienstleistern macht und nicht zuletzt, was das für eine ganze Branche bedeuten kann.

Für viele Gewerke bricht gerade der größte Teil der Aufträge weg, für manche steht die Welt komplett still, weil wir diesen Sommer und Herbst nicht bei Euch sein werden. Es ist für einen großen Teil meiner geschätzten Kollegen schier unmöglich, eine solche Phase bis in den Sommer 2021 zu überbrücken. Ich möchte mir nicht ausmalen was passieren kann, wenn Ihr, die Brautpaare des „Corona-Jahres-19“, bei aller Umplanung nicht an all die Menschen denkt, die nur eines wollten und wollen – Euren Tag unvergesslich gestalten. Einige von ihnen werden verschwinden. Nicht nur Fotografen und DJ´s, auch Locations, Caterer, Stylisten, Musiker und viele mehr, die mit ganzem Herzen in diesem Bereich arbeiten, ihr Leben damit bestreiten und keinen „Hauptjob“ von Montag bis Freitagmittag als Sicherheit in der Hinterhand haben, sich das freie Reden, Fotografieren oder Singen nur zum Spaß am Wochenende geben.

Der kleine Unterschied von „nebenbei“ und „Vollblut-Dienstleister“

Ihr denkt, es gibt doch finanzielle Hilfen vom Staat? Die stehen leider nicht allen automatisch zu. Wer die Bedingungen nicht erfüllt, wird aufgefordert Hartz 4 zu beantragen. Ich selber bin in der glücklichen Situation, dass ich nicht meine Familie ernähren muss…

Von über „200 Sachen“ auf Stillstand fühlt sich ein bisschen an, wie gegen die Wand zu fahren. Alles läuft gerade irgenwie in Zeitlupe ab. Man wartet immer wieder sehnsüchtig darauf zu hören, wie weit die nächsten Lockerungen gehen. Lust auf ordentlich feiern? Das ist vielen lieben Leuten längst vergangen. Mit den Paaren nur noch über alternative Termine und Verschiebungen zu sprechen, laufend alle Möglichkeiten im Auge zu behalten und zu verteilen… macht irgendwann jeden mürbe. Dazu kommt schon jetzt das Grübeln über das Jahr 2021. Irgendjemand möge bitte schnell das Beamen erfinden. Vielleicht lege ich mir aber doch noch einen Helikopter zu(; Im Grunde würde ich mir aber einfach gern – wie sicher viele – die Watte aus den Ohren ziehen, mich kurz schütteln und sagen „Was für ein irrer Traum und wie gut, dass ich wieder wach bin…!!“

Ihr müsst auf nichts verzichten! Vielleicht wird es kleiner, aber nicht weniger liebevoll und unvergesslich…

Wenn es irgend möglich ist, liebes Brautpaar 2020, bucht – wenn es denn so sein muss – bitte auf den Herbst oder den Winter um. Selbst der Frühling 2021 wäre eine wunderbare Alternative, denn auch hier könntet Ihr ganz gewiss Euren ganzen „Hofstaat“ an kompetenten Begleitern, die Ihr sicher nicht ohne Grund ausgewählt und gebucht habt, mitnehmen.

Es gibt einige Tage, die zum Beispiel günstig vor einem gesetzlichen Feiertag liegen. Selbst, wenn Ihr an Ostern, Walpurgis oder Himmelfahrt „Ja!“ sagen wollt – Wir wären auf jeden Fall an Eurer Seite, denn es gibt nichts Schöneres, als Eure besten Momente mit Euch teilen zu dürfen. Und das mit gewohnt über 100 Prozent Energie(; Ja, vielleicht auch zur Trauung ein bisschen kleiner als ursprünglich geplant, aber dennoch kein bisschen weniger liebevoll und ganz bestimmt unvergesslich.

Ein paar weitere Gedanken zu Corona, Absagen, Umbuchen und Co. liest Du hier.